Am 08.04.22 fand unser Frühlingsball im weißen Hirsch in Borgsdorf statt. Für fast alle Anwesenden gab es nur ein Motto: „Alltag vergessen und einfach mal feiern nach den Coronabeschränkungen!“ Für eine Person im Saal war der Frühlingsball wohl eine andere Möglichkeit Ablenkung zu finden. Ein Partygast wurde ein paar Tage zuvor zum wichtigsten Spiel der Saison von Hertha BSC zum ersten Mal in den Profikader berufen. Für die stark abstiegsgefährdete Hertha sollte es am 09.04.22 zum Berlinderby gegen Union Berlin kommen. Verletzungsbedingt waren einige Herthaspieler für dieses Derby nicht einsatzfähig und ein 18-Jähriger Rechtsverteidiger aus der U19 wurde zur Auswahl für das Derby berufen. Im Olympiastadion vor 75.000 Zuschauern stehen und dann noch gegen den Stadtrivalen Union Berlin ist Grund genug, um Ablenkung vor der Nervosität und den Gedanken über Erfolg und Misserfolg, zu suchen. Ganz profilike wurde natürlich auf Alkohol verzichtet und es ging sehr früh vom Frühlingsball ab nach Hause ins Bett.

Nun stand das Erleben des Spieltagablaufes einer 1. Bundesligamannschaft auf den Plan. Die Profis, die man sonst nur im Fernseher sieht und ein paar Tage zuvor kennengelernt hat, als Teamkameraden zu begrüßen, vor einem ausverkauften Stadion sich warm zu machen und dann noch das Trikot der Hertha überzustreifen, sind für sehr viele Kinder und Jugendliche unerreichbare Träume. Für unseren gestrigen Partygast war es nun unvergessliche Wirklichkeit.

Jeder, der auf einer hohen Leistungsebene Sport treibt/ getrieben hat und den Aufwand für einen Leistungssport kennt, kann ansatzweise die Genugtuung für alle Unentbehrlichkeiten und Schweißperlen nachvollziehen vor der Ostkurve zu stehen. Die Anerkennung für eine solche Leistung ist umso höher, je mehr man Einblicke vor dem Druck in solchen Leistungssportbereichen hat. Wenn man sich schwer verletzt, es privat nicht richtig läuft oder andere Dinge die sportliche Leistung mindern, wird man nicht nach seinem Befinden gefragt, sondern im schlimmsten Fall aussortiert. Diesem körperlichen und psychischen Druck standzuhalten ist eine tägliche Hürde, die es immer wieder zu meistern gilt.

Zurück zum Berlinderby und dem Zeitpunkt der Bekanntgabe der Aufstellung. Man wird erst ein paar Trainingseinheit vor dem Spiel zum Kader mit 18 Jahren berufen, dann ist die Wahrscheinlichkeit zu spielen eher gering, denkt man zumindest. So muss es unserem Frühlingsballbesucher wahrscheinlich durch den Kopf gegangen sein. Als Felix Magath jedoch die Aufstellung für das Derby vorstellt, muss es zur surrealen Wirklichkeit geworden sein.

„JULIAN EITSCHBERGER du wirst für uns von Beginn an die linke Außenbahn gegen Union beackern!“ So oder so ähnlich muss es bestimmt Herr Magath verkündet haben. Somit stand unser Julian, der unsere Schule von der 7ten bis zur 10ten Klasse besucht hat, in der Startelf in der ersten Bundesliga mit 18 Jahren im ausverkauften Olympiastadion im Berlinderby gegen Union Berlin.

Julian, wir als Schule sind so unendlich stolz und froh auf dich, dass du nicht wie viele den einfachen Weg aufs Herthainternat genommen hast, sondern den schwereren und steinigeren Weg auf unsere Schule. Das ständige Pendeln zwischen Schule und Training, am Wochenende Spiele für die Herthajunioren in ganz Europa und natürlich wollen wir die Nationalmannschaft nicht vergessen, muss zu einem ständigen Lehrstoffaufholen und einem unheimlichen schulischen Druck geführt haben, den es standzuhalten galt. Jedoch hätten wir dich ohne diesen Weg nicht kennenlernen dürfen.

Julian, wir wünschen dir alles Gute für deinen Weg als Profifußballer und sind uns sicher, dass du diesen Weg erfolgreich mit Stollen an den Füßen bestreiten wirst. Wir hoffen auch, dass du uns noch unzählige Male in der Schule und auf unseren Bällen besuchen wirst.